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Dieser Artikel markiert den Beginn einer kleinen Serie. In loser Folge werde ich hier Stolpersteine vorstellen, die Ihr Innovationsprojekt zum Straucheln bringen können. Los geht es mit einer scheinbar widersinnigen Aussage. Bei Innovation geht es doch vor allem um Ideen, oder? Im folgenden Artikel finden Sie fünf Gründe, warum man nicht mit einer Idee in den Innovationsprozess starten sollte.

Es geht vor allem darum, die richtige Idee zu finden. Sicher weiß man erst im Nachhinein, ob die Idee die richtige war und selbst dann bleibt offen, ob es nicht noch bessere gegeben hätte. Welche Idee die richtige ist, entscheidet letztlich der Kunde, der das Produkt oder die Dienstleistung bezahlen soll. Der Kunde bekommt aber nur jede siebte ernsthafte Produktidee jemals zu Gesicht. Die übrigen scheitern auf dem Weg durch die Stadien der Entwicklung oder werden verworfen. Und damit sind wir schon beim ersten Grund, nicht mit einer Idee zu starten:

1. Eine Idee ist nicht genug

Wer nur auf eine Idee setzt, hat gar nichts mehr in der Hand, wenn die Idee scheitert. Sei es durch Ablehnung durch Vorgesetzte, fehlende Finanzierung, technische Unmöglichkeit oder einfach, weil sich niemand für das Produkt interessiert. Wenn nur jede siebte Idee den Markt erreicht, sollte man immer ein paar Alternativen in der Hinterhand haben, falls die eine Idee scheitert. Das können Varianten der ursprünglichen Idee sein, aber auch völlig unverwandte Ideen. Im Laufe der Entwicklung muss sich dann herausstellen, welche der ursprünglichen Ideen letztlich zur Marktreife gebracht werden kann. Starten Sie also nicht mit nur einer Idee. Sieben wäre offensichtlich die bessere Zahl.

2. Liebe macht blind

Es ist sehr einfach, sich in eine Idee zu verlieben. Und Liebe macht bekanntlich blind. Wenn ich also den Innovationsprozess mit einer Idee starte, in die ich mich bereits verguckt habe, so werde ich unterbewusst alle Argumente gegen diese Idee verdrängen und alle Argumente, die dafür sprechen viel höher gewichten. Selten ist man aber selbst der Kunde, der die Idee nachher kaufen soll. Es ist nicht die Aufgabe einer Idee, ihrem Erfinder zu gefallen, sondern den Kunden. „Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler“ besagt treffend eine Redewendung. Wenn Sie also schon eine Idee haben und unsicher sind, ob die Idee wirklich gut oder Sie nur zu verliebt sind, fragen Sie jemand, der unvoreingenommen ist. Idealerweise jemanden, der zur Zielgruppe Ihrer Entwicklungsidee gehört.

3. Eine Idee alleine ist nicht überzeugend

Auf dem Weg Ihrer Idee zum Markt werden Sie immer wieder Überzeugungsarbeit leisten müssen. Zu überzeugen sind beispielsweise Kollegen, Vorgesetzte, Geldgeber, Familienmitglieder oder zukünftige Kunden. In den wenigsten Fällen wird Ihre Idee für sich genommen überzeugend genug sein. Henry Ford wird zitiert mit den Worten: „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt: schnellere Pferde.“ Liefern Sie stattdessen das Warum für Ihre Idee. Und damit Sie darauf vorbereitet sind, starten Sie Ihren Innovationsprozess nicht mit einer Idee, sondern mit einer Analyse Ihrer Zielgruppe und Ihres Zielmarktes. Wenn Sie dabei ein Bedürfnis entdecken, was Sie besser befriedigen können als bestehende Angebote, dann haben Sie Ihre Innovation gefunden. Im Beispiel: Autos statt Pferde.

4. Deine Idee ist nicht meine Idee

Sie sind von Ihrer Idee überzeugt und bereit, sich für die Umsetzung zu engagieren. Das gilt aber nicht automatisch für andere. Insbesondere solche Mitmenschen, für die Ihre Idee ernsthafte Konsequenzen beinhaltet, werden sich schwer damit tun, Sie zu unterstützen. So haben sich beispielsweise die klassischen Energiekonzerne sehr schwer getan, Erneuerbare Energien zu fördern, die den bestehenden Kohle- und Atomkraftwerken Konkurrenz machen. Insbesondere Kollegen und Vorgesetzte sind oft gleichzeitig Betroffene und Projektmitarbeiter. Warum sollten diese Arbeit in eine Idee stecken, die ihre Arbeitsplätze vielleicht überflüssig macht und die darüber hinaus noch von jemand anders stammt? Wenn Sie mit ihrer fertigen Idee ankommen, grenzen Sie andere damit aus. Das ist schlecht, wenn Sie auf deren Hilfe angewiesen sind. Besser, Sie binden die Betroffenen frühzeitig mit ein und sorgen dafür, dass die Idee eine gemeinsame wird.

5. Wo der Blitz hinschlägt …

… ist kaum vorherzusagen. Genauso ist es mit Geistesblitzen – auch diese sind mehr Zufallstreffer als zielsicher. Wenn ich eine Idee als Ausgangspunkt meiner Entwicklung nehme, ist die Gefahr groß, bei meinen Kunden eben keinen Treffer zu landen. Alle Energie, die Sie in die Umsetzung Ihrer Idee gesteckt haben, ist dann verloren – genau so wie das investierte Geld. Und die Gründe für ein Scheitern sind vielfältig. Ihr Produkt trifft vielleicht einfach nicht den Zeitgeist, ist für die Zielgruppe zu teuer oder wird zu wenig wahrgenommen, um nur einige zu nennen. Investieren Sie lieber im Vorfeld in eine gründliche Erforschung Ihres Marktumfeldes und formulieren Sie daraus ein Ziel für Ihr Innovationsvorhaben. Erst dann können Sie die Ideen sprudeln lassen. Durch das vorgegebene Ziel wird sichergestellt, dass sich die Ideen an Ihren Rechercheergebnissen orientieren und die Chance steigt, dass sie einen Treffer bei Ihren Kunden landen.

Zugegeben, der Titel dieses Artikels ist provokativ gewählt, um Aufmerksamkeit zu erzeugen. Wenn Sie es bis hierher geschafft haben, kann ich Ihnen auch als Bonus noch einen Grund liefern, warum Ideen doch eine gute Grundlage für Innovation sind:

6. Die Gedanken sind frei

Jetzt mal Klartext: Lassen Sie sich von den anderen fünf Punkten nicht davon abhalten, sich gute Ideen auszudenken und diese auch sturköpfig als Ausgangspunkt für Innovationen zu verwenden. Wo wären wir heute, wenn Henry Ford auf die Leute gehört hätte, und Pferdezüchter geworden wäre? Wo wären wir, wenn Albert Einstein seine Relativitätstheorie für sich behalten hätte, nur weil die Idee sehr unkonventionell war? Wenn Sie mit einer vorhandenen Idee in den Innovationsprozess starten, dann machen Sie Ihre Hausaufgaben und stellen Sie sicher:

  1. Dass Sie einen Plan B haben (oder mehrere)
  2. Dass Sie Ihrer Idee gegenüber objektiv bleiben und bereit sind, sie bei Bedarf zu opfern
  3. Dass Ihre Idee nicht nur Sie, sondern auch andere überzeugen kann
  4. Dass alle Interessengruppen in die Innovation einbezogen werden und
  5. Dass Ihre Idee ein solides Fundament und ein konkretes Ziel erhält, damit Sie nicht am Markt und Ihrer Zielgruppe vorbeischießen.

Wollen Sie zu einem der Punkte mehr wissen oder haben Sie ganz andere Erfahrungen gemacht? Hinterlassen Sie einen Kommentar oder schreiben Sie mir! Den nächsten Teil der Serie sehen Sie im Laufe des Februars.


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